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Das Heben schwerer Lasten in Schweden
– Welche Vorschriften gelten für manuelle Handhabungsvorgänge und welche Instrumente zur ergonomischen Risikobewertung gibt es?

Möchten Sie schnell verstehen, welche Vorschriften für das manuelle Heben schwerer Lasten existieren und wie diese in Schweden funktionieren? Und fragen Sie sich als Arbeitgeber auch, welche Pflichten sie gegenüber ihren Arbeitnehmern haben, wenn es darum geht, deren Sicherheit beim Handhaben von Lasten zu gewährleisten?

Dann hilft Ihnen diese Seite hoffentlich bei der Beantwortung Ihrer Fragen.

Wie bei den meisten Dingen, die mit dem Gesetz zu tun haben, kann es ziemlich aufwendig sein, sich durch juristische Dokumente zu navigieren bis man genau jene Informationen findet, welche zum einen leicht verständlich und zum anderen direkt in der Praxis anwendbar sind.

Daher haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Ihnen mit dieser Seite die Orientierung in der Rechtspraxis zu erleichtern und Ihnen zudem schnelle Fakten zu liefern.

Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu:

  • Der wichtigsten Behörde, die für die Kommunikation und Durchsetzung der Vorschriften zur manuellen Handhabung in Schweden zuständig ist.
  • Einige der wichtigsten Punkte in den offiziellen ergonomischen Richtlinien für die manuelle Handhabung in Schweden.
  • Links zu schwedischen Risikobewertungstools und -modellen zum Heben schwerer Lasten, aber auch zum Schieben und Ziehen.
  • Gewichtsgrenzen zum Heben (kg) und Kraftgrenzen (N) zum Schieben und Ziehen.

Die zuständige Behörde und die Gesetzgebung zur manuellen Handhabung in Schweden

Wenn es um die Vorschriften für manuelle Handhabungsvorgänge in Schweden geht, sind im Wesentlichen drei maßgebliche Faktoren zu beachten:

  • Die schwedische Arbeitsumweltbehörde (Arbetsmiljöverket) (die auch als nationale Anlaufstelle der EU-OSHA fungiert und dafür sorgt, dass EU-Richtlinien eingehalten und der Öffentlichkeit kommuniziert werden)
  • Das allgemeine Arbeitsumweltgesetz
  • Die spezifischen Bestimmungen des Arbeitsumweltgesetzes.

Kurz gesagt: Die Schwedische Arbeitsumweltbehörde (Arbetsmiljöverket) soll sicherstellen, dass die schwedische Arbeitsumgebung den Ansprüchen und Anforderungen entspricht, die im Schwedischen Arbeitsumweltgesetz (1977:1160) (Arbetsmiljölagen (AML) festgelegt sind.

Der Zweck des Arbeitsumweltgesetzes besteht darin, Unternehmen und Organisationen dabei zu helfen, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen und Unfälle, Verletzungen und Krankheiten zu verhindern (eine kurze und prägnante Zusammenfassung des schwedischen Arbeitsumweltgesetzes finden Sie in diesem Dokument: Schwedische Version Version, Englische Version).

Soweit wir dies erfassen können, enthält das Arbeitsumweltgesetz keine konkreten Angaben zum manuellen Umgang als solchen, sondern legt hauptsächlich allgemeinen Richtlinien für die Schaffung eines guten Arbeitsumfelds fest und beschreibt die Verantwortlichkeiten und Pflichten der Arbeitgeber.

Möchten Sie die spezifischen Vorschriften zur manuellen Handhabung und zum Heben schwerer Lasten in Schweden in Erfahrung bringen, müssen Sie vom Arbeitsumweltgesetz zum Gesetzbuch (AFS) der schwedischen Arbeitsumweltbehörde  (AFS) (Arbetsmiljöverkets författningssamling (AFS), und insbesondere zu den darin enthaltenen Bestimmungen (föreskrifter) übergehen.

So eine Bestimmung enthält im Wesentlichen themenbezogene anwendungsrelevante Vorgaben des Arbeitsumweltgesetzes. D.h. wenn Sie zu einem bestimmten Thema konkrete Regelungen und Richtlinien wünschen, werden sie diese in den Bestimmungen finden und müssen auch dort konkret danach suchen.

Die Schwedische Arbeitsumweltbehörde ist in ihrer Kommunikation sehr deutlich und hat mehrere Bestimmungen erstellt, die für das Thema manuelle Handhabung relevant sind (auf diese gehen wir im nächsten Abschnitt näher ein).

Die Arbeitsumweltbehörde bemüht sich, das Bewusstsein der Arbeitgeber für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu schärfen, indem sie z. B. : 

  • benutzerfreundliche Dokumente und Materialien zur Vermeidung von Arbeitsunfällen und Verletzungen erstellen
  • Inspektionen an Arbeitsplätzen durchführen, um sicherzustellen, dass sich keine Arbeitnehmer selbst einem Risiko aussetzen, z.B. gefährlichen manuellen Handhabungsaufgaben beim Heben schwerer Lasten

Ergonomische Richtlinien für das Heben schwerer Lasten bei der manuellen Handhabung in Schweden

Was die Ausprägung der Richtlinien für den manuellen Umgang mit Lasten angeht, unterscheidet sich Schweden nicht von den meisten anderen EU-Ländern.

Die Richtlinien der Schwedischen Arbeitsumweltbehörde haben präventiven Charakter, was bedeutet, dass es bei den Vorschriften in erster Linie um die Beseitigung von Risiken geht (siehe die Bestimmung „Ergonomie zur Prävention von Erkrankungen des Bewegungsapparates“).  

Daher gilt grundsätzlich, dass das Heben schwerer Lasten bzw. die manuelle Handhabung allgemein nach Möglichkeit vermieden werden sollte.

Wenn manuelle Handhabung nicht vermieden werden kann, liegt es in der Verantwortung des Arbeitgebers, den Arbeitsplatz und die Arbeitsplätze so neu zu organisieren, dass Risiken wie Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) deutlich reduziert oder vermieden werden.

Weitere geeignete Maßnahmen sind die Einführung des Einsatzes mechanischer Hilfsmittel und technischer Geräte anstelle der manuellen Handhabung.

Es liegt auch in der Verantwortung des Arbeitgebers, die Arbeitnehmer unter anderem über Folgendes zu informieren:

  • Das genaue Gewicht der Ladung
  • Korrekte Arbeitshaltungen und -bewegungen (Vermeidung von verdrehtem/gebeugtem Oberkörper, Handarbeit über Schulterhöhe/unterhalb der Knie).
  • Wie technische Geräte sicher und gesund genutzt werden
  • Die potenziellen Gesundheitsrisiken der manuellen Handhabung
  • Frühe Anzeichen von Arbeitsüberlastung, Muskel- und Gelenkermüdung, Muskel-Skelett-Erkrankungen usw.

Risikobewertungstools für die manuelle Handhabung von Lasten für Arbeitgeber

Um herauszufinden, ob eine spezifische manuelle Handhabungsaufgabe wie z.B. das Heben schwerer Lasten ein Gesundheitsrisiko darstellt, muss der Arbeitgeber ergonomische Risikobewertungen durchführen. Diese basierenbeispielsweise auf den Merkmalen der Belastung, den erforderlichen körperlichen Anstrengungen, den Merkmalen der Arbeitsumgebung, den Aktivitätsanforderungen und individuellen Faktoren.

Die schwedische Arbeitsumweltbehörde hat einige schnelle und leicht verständliche Modelle erstellt, die Arbeitgeber als Instrumente zur Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz verwenden können. In Schweden handelt es sich bei den Gefährdungsbeurteilungsinstrumenten für Arbeitgeber nicht um auszufüllende Blätter, sondern um vereinfachte Modelle und Grafiken zur schnellen Orientierung, für die keine Vorkenntnisse auf dem Gebiet der Ergonomie erforderlich sind.

Die folgenden ergonomischen Richtlinien stammen aus:

Ergonomische Risikobewertung beim Heben schwerer Lasten in Schweden

Das Modell für Hebeaufgaben (Seite 40 in Ergonomie zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen) oder Seite 7 in Muskel-Skelett-Verletzungen? – Nein danke! gilt nur für „ideales“ Heben, also Heben mit zwei Händen, ohne Rumpfverdrehung, in optimalen Arbeitsumgebungen.

Beim Heben schwerer Lasten berücksichtigt das vereinfachte Risikobewertungsmodell zwei Faktoren:

  1. Das Gewicht der Ladung
  2. Der Abstand der Last von der Körpermitte/Lendenwirbelsäule

Je schwerer die Belastung und je weiter vom Körper entfernt, desto höher ist das Gesundheitsrisiko. Fällt die Hebeaufgabe in den gelben Bereich, sind weitere Auswertungen erforderlich.

Sollen weitere Bedingungen wie Hubhäufigkeit, Hubdauer, Hubhöhen und Greiffähigkeiten der Last in die Risikoanalyse einbezogen werden, müssen andere Risikobewertungen herangezogen werden.

Die angesprochenen Modelle sind sowohl für Männer als auch für Frauen anwendbar und basieren auf den Prinzipien der Farbzonen:

  • Rot für gefährlich – „ungeeignet“
  • Gelb für riskant – „genauer bewerten“
  • Grün für okay – „akzeptabel“

Gewichtsbeschränkungen für das Heben schwerer Lasten in Schweden

Grenzwerte für das Heben schwerer Lasten am Arbeitsplatz in Schweden.

In Schweden gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, wenn es um das empfohlene Höchstgewicht geht.

Wenn ein manueller Hebevorgang nicht vermeidbar ist und Hilfsmittel nicht eingesetzt werden können, und:

  • optimale Arbeitsbedingungen vorhanden sind
  • Die Last nah am Körper gehalten wird (ca. 30 cm im Unterarmabstand)
  • es zu keiner Rumpfverdrehung kommt
  • Bei der Hebeaufgabe zwei Hände eingesetzt werden

… dann ist das maximal zulässige Gewicht, das gehoben werden darf:

  • 25 kg (25 kg liegen jedoch im gelben Bereich)

Wenn Sie im sicheren grünen Bereich bleiben möchten, beträgt die empfohlene Höchstgewichtsgrenze:

  • 7 kg (grüne Zone)

Wenn die Bedingungen nicht optimal sind, muss das Lastgewicht reduziert werden.

Lasten über 25 kg gelten als gesundheitsgefährdend und liegen somit im roten Bereich.

Ergonomische Risikobewertung beim Schieben und Ziehen in Schweden

Das Modell des Schiebens und Ziehens gilt ebenso wie das Modell des Hebens nur für das Schieben und Ziehen von Lasten unter optimalen ergonomischen Bedingungen, z.B. Gebrauch beider Hände, guter Halt, optimale Greifhöhe, gute Arbeitsumgebungen usw. Informationen dazu finden Sie auch in der Ergonomie zur Prävention von Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Die im Schub- und Zugmodell angewandte Krafteinheit ist Newton. Newton kann mit einem Dynamometer gemessen werden.

Kraftgrenzen beim Schieben und Ziehen in Schweden

Richtlinien zum Schieben und Ziehen von Lasten in Schweden.

Wenn die Bedingungen optimal sind, beträgt die maximale Kraft (risikoreicher gelber Bereich) für eine Schub- oder Zugbewegung:

  • 300-150 N (zum Starten der Bewegung)
  • 200-100 N (zum Fortsetzen der Bewegung)

Wenn Sie im grünen Bereich bleiben möchten, beträgt die maximale Kraft:

  • <150 N (zum Starten der Bewegung)
  • <100 N (zum Fortsetzen der Bewegung)

Und auch hier gilt: Wenn die Bedingungen nicht optimal sind, muss die maximale Kraft reduziert werden.

Wenn Sie mehr als 300 N schieben oder ziehen, um die Bewegung zu starten, und mehr als 200 N, um die Bewegung fortzusetzen, liegt die Aufgabe im gefährlichen roten Bereich.

Alternative Tools zur Risikobewertung für die manuelle Handhabung: RAMP

RAMP (Risk Management Assessment Tool for Manual Handling Proactively) ist ein weiteres forschungsbasiertes Tool, das in Schweden mit dem Ziel entwickelt wurde, auf MSE-Risiken zu prüfen.

Dieses Tool wurde vom KTH Royal Institute of Technology, der größten technischen Universität in Schweden, in Zusammenarbeit mit Unternehmen, z.B. mit dem Lebensmittelriesen Arla Foods entwickelt. Arla Foods hat den Bedarf an Methoden zur Analyse ergonomischer Risiken bei der manuellen Handhabung erkannt und daher ein entsprechendes Projekt initiiert. Finanziert wurde dieses Projekt hauptsächlich von der AFA Insurance (AFA Försäkring).

Wenn Sie ein Formular mit Ihren persönlichen Daten wie Name und E-Mail-Adresse ausfüllen, steht das Tool hier (Englisch) und hier (Schwedisch) kostenlos zum Download zur Verfügung.

Online-Ressourcen zur manuellen Handhabung und zum Heben schwerer Lasten in Schweden

Online-Ressourcen zur manuellen Handhabung und ergonomische Richtlinien zum Heben, Schieben und Ziehen in Schweden.

Haftungsausschluss

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Weitere Seiten zu manuellen Handhabungsvorschriften

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