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Manuelles Heben und Bewegen von Lasten: Vorschriften und ergonomische Risikobewertungstools für Norwegen

In Norwegen sind sowohl die Vorschriften für das Heben und Bewegen von Lasten bzw. allgemein die norwegischen Rechtsvorschriften zu Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz „im Einklang“ mit der EU-Rahmenrichtlinie 89/391 (Referenz).

Im Grunde bedeutet dies, dass im Nicht-EU-Mitgliedsstaat Norwegen dessen nationale Vorschriften für manuelle Handhabungsvorgänge denen der EU-Mitgliedstaaten sehr ähnlich sind und auf vielen der gleichen Modelle basieren (genau wie es im Nicht-EU-Land Schweiz der Fall ist).

Auf jeden Fall soll diese Seite Ihnen schnelle und sachliche Einblicke in die Vorschriften für manuelle Handhabung, Sicherheitsgesetze, ergonomische Richtlinien und gute Hebepraktiken in Norwegen geben.

Hier erhalten Sie:

  • Eine Einführung in die Verwaltungsbehörden und die Gesetze zur manuellen Handhabung in Norwegen.
  • Ergonomische Richtlinien und bewährte Praktiken für manuelle Handhabungsvorgänge in Norwegen.
  • Gewichtsgrenzwerte für das Heben und Bewegen, Schieben und Ziehen von Lasten bei der Arbeit.
  • Verweise auf einfache als auch auf umfangreichere Tools zur ergonomischen Risikobewertung für die manuelle Handhabung von Lasten.

Die zuständige Behörde und die Gesetze für manuelles Heben und Bewegen von Lasten in Norwegen

In Norwegen gibt es die zur Regierung gehörende Norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde Arbeidstilsynet, die dafür verantwortlich ist, dass Unternehmen und Organisationen die nationalen Arbeitsschutzgesetze einhalten, welche in Norwegen als Norwegisches Arbeitsumweltgesetz  / Arbeidsmiljøloven bezeichnet werden. (Die norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde stellt auch die nationale Norwegische EU-OSHA Anlaufstelle dar).    

Das norwegische Arbeitsumweltgesetz legt die Verantwortlichkeiten und Pflichten der Arbeitgeber gegenüber ihren Mitarbeitern fest, soll ein gutes und sinnvolles Arbeitsumfeld gewährleisten und gleichzeitig die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer schützen.

Ein wichtiger Teil der Verantwortung des Arbeitgebers besteht darin, das Risiko berufsbedingter Gefahren wie Unfälle und Verletzungen durch manuelle Handhabungsvorgänge zu vermeiden oder zumindest zu verringern.

Wenn Sie mehr über die Pflichten norwegischer Arbeitgeber in Bezug auf die manuelle Handhabung von Lasten erfahren möchten, wie sie im norwegischen Arbeitsumweltgesetz festgelegt sind, können Sie diese hier nachlesen: § 23-1. Risikovurdering ved planlegging, utforming og utførelse av manuelt arbeid (Das Risiko besteht bei der Planung, Durchführung und Durchführung manueller Arbeiten.)

Die wesentliche Aussage dieses Absatzes ist, dass der Arbeitgeber bei der Bewertung von Gesundheitsrisiken durch manuelle Arbeit auf folgende Punkte besonders achten muss:

  • Die Art der Ladung (Gewicht, Geometrie, „Handhabbarkeit“ usw.)
  • Die erforderlichen körperlichen Anstrengungen (Verdrehen des Rumpfes, Bewegen der Last usw.)
  • Die Eigenschaften der Arbeitsumgebung (räumliche Einschränkungen, Bodenbelag, Arbeitshöhen, Temperatur, Beleuchtung usw.)
  • Die Merkmale der Handhabungsaufgabe (Häufigkeit, Transportentfernung, Variation, Tempo usw.).

Es liegt zudem in der Verantwortung des Arbeitgebers, ergonomische Risikobewertungen potenziell riskanter manueller Handhabungsvorgänge durchzuführen. Sollte eine manuelle Handhabungsaufgabe wie das Heben und Bewegen von Lasten eine Gefährdung der Gesundheit des Arbeitnehmers darstellen, muss der Arbeitgeber Korrekturmaßnahmen ergreifen, um das Risiko zu beseitigen oder zu verringern. Dies kann z.B. durch die Einführung mechanischer manueller Handhabungshilfen und – geräte erfolgen.

Wenn Ihr Unternehmen in Bezug auf die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz Ihrer Arbeitnehmer als potenziell „risikoreicher“ Geschäftsbereich eingestuft wird, teilt Ihnen die norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde möglicherweise mit, dass Sie mit einem zugelassenen „betrieblichen Gesundheitsdienst“ (bedriftshelsetjeneste (BHT)) zusammenarbeiten müssen.  Dieser überprüft Ihr Arbeitsumfeld und veranlasst die Ergreifung von Maßnahmen, damit die erforderlichen Standards des Arbeitsumweltgesetzes erfüllt werden können.

Glücklicherweise verfügt die norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde online über eine Reihe von arbeitgeberorientierten, leicht vesrtändlichen Materialien zu Ergonomie und manueller Handhabung. Hier werden einfache Richtlinien zum Befolgen sowie Tools für eine schnelle Risikobewertung bereitgestellt.

Darüber hinaus stehen auch weitere, umfangreichere Risikobewertungstools zur Verfügung, welche nicht norwegischen Ursprungs sind, aber dennoch auf Norwegisch verfasst sind. Diese werden auch von der norwegischen Arbeitsaufsichtsbehörde veröffentlicht (siehe unten Verweis auf Risikobewertung).

Ergonomische Richtlinien für das Heben und Bewegen von Lasten in Norwegen

Wie Sie vielleicht bereits wissen, kann der manuelle Umgang mit schweren Gegenständen wie das Heben und Bewegen, das Halten, sowie das Schieben und Ziehen von Lasten das Muskel-, Gelenk- und Skelettsystem belasten und so auf lange Sicht zu Verletzungen wie z B. MSE (Muskel-Skelett-Erkrankungen) führen.

Um solche Gesundheitsrisiken zu vermeiden, sind Arbeitgeber verpflichtet, bestimmte ergonomische Richtlinien für manuelle Handhabungsvorgänge einzuhalten.

Die erste und wichtigste Richtlinie ist sehr einfach und zielt darauf ab, das Risiko vollständig zu eliminieren:

– der manuelle Umgang mit schweren Gegenständen wird komplett vermieden!

Wenn dies nicht möglich ist (was häufig der Fall sein kann), dann:

muss die Arbeit so umgestaltet werden, dass der Arbeitnehmer einem möglichst geringen Gesundheitsrisiko ausgesetzt ist.

Die wichtigste Möglichkeit, die manuelle Handhabungsaufgabe so sicher und gesundheitsschonend zu organisieren, ist der Einsatz technischer Ausrüstung wie geeigneter Hebe- und Handhabungsgeräte.

Gewichtsgrenzen für manuelles Heben und Bewegen von Lasten am Arbeitsplatz in Norwegen

In Norwegen (wie auch in vielen anderen Ländern) gibt es bestimmte Gewichtsgrenzen dafür, wie viel Sie bei der Arbeit heben sollten (manuell, nur mit Hilfe Ihrer eigenen Körperkraft).

Richtlinien für manuelle Handhabungsvorgänge: Gewichtsgrenzen für das Heben von Lasten am Arbeitsplatz in Norwegen.

Das maximale Lastgewicht beträgt unter idealen Bedingungen:

  • 25 kg für Männer
  • 15 kg für Frauen

Lasten mit einem Gewicht von 3 kg oder weniger werden als gefahrenlos eingestuft.

Laut Hebemodell sind optimale Bedingungen für das Heben und Bewegen einer Last unter andere:

  • Das Heben im Stehen (im Vergleich zum Sitzen)
  • Das Heben ca. auf Hüfthöhe
  • Das Heben mit ca. einer Unterarmlänge Abstand von der Körpermitte (ca. 30 cm).

Wenn die Bedingungen nicht optimal sind, muss das Gewicht der Ladung reduziert werden.

Nicht optimale Bedingungen können u.a. sein:

  • Die Last ist zu groß, unhandlich oder die Greifmöglichkeiten sind schlecht
  • Zur Ausführung der Aufgabe sind zu große körperliche Anstrengungen erforderlich, z.B. eine Verdrehung des Oberkörpers, das Heben der Last in einer zu hohen oder zu niedrigen Position oder zu weit von der Körpermitte entfernt
  • Die Abwicklung erfolgt in einem anspruchsvollen Arbeitsumfeld, das z. B. durch beengte Arbeitsräume, unebene oder rutschige Böden, zu hohe oder zu niedrige Temperaturen usw.
  • Eine manuelle Handhabungsaufgabe wird zu häufig, in zu hohem Tempo, mit zu wenig Abwechslung, mit zu wenig Ruhe usw. wiederholt.

Es wird ausdrücklich empfohlen, Folgendes zu vermeiden bzw. besonders darauf zu achten:

  • Nutzung von Treppen
  • Umgang mit schweren Gegenständen im Sitzen
  • Tragen von Lasten über 20 Meter
  • Heben und Bewegen von mehr als 6000 kg pro Tag (für Steh- und Gehaufgaben)
  • Heben und Bewegen von mehr als 3000 kg pro Tag (für sitzende Tätigkeiten)
  • Arbeiten mit Elementen über Schulterhöhe

Gewichtsbeschränkungen für das Schieben und Ziehen von Lasten bei der Arbeit in Norwegen

Wenn eine Last geschoben und gezogen werden muss, gibt es auch Grenzwerte, wie viel kg der Transport empfohlen wird.

Ein sehr einfaches Modell zeigt, dass wenn Sie schieben und ziehen:

  • mehr als 500 kg, „oft problematisch sind
  • zwischen 200-500 kg „unter Umständen problematisch sind
  • weniger als 200 kg „seltener problematisch sind

Ergonomische Risikobewertungstools für manuelle Handhabungsvorgänge für Arbeitgeber

Wie bereits erwähnt, liegt es in der Verantwortung des Arbeitgebers, für ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld für seine Arbeitnehmer zu sorgen. Eine Möglichkeit hierzu besteht darin, ergonomische Risikobewertungen manueller Handhabungsvorgänge durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Tätigkeiten keine Gesundheitsrisiken darstellen.

Gewichtsgrenzen für das Schieben und Ziehen von Lasten in Norwegen.

Allgemeine Gefährdungsbeurteilungen von Arbeitsaufgaben

Die norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde hat mehrere Risikobewertungsblätter erstellt, um Sicherheits- und Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz zu ermitteln. Sie geben unter anderem an, dass drei einfache Fragen ausreichen können, um einen Risikobewertungsprozess für Arbeitsaufgaben zu starten.

Diese Fragen sind:

  • Was kann schief gehen?
  • Wie können wir das vermeiden?
  • Was können wir tun, um die Folgen zu verringern, wenn etwas schiefgeht?

Nachfolgend finden Sie drei einfache Risikobewertungsblätter (sie sind allgemeiner Natur und nicht speziell auf manuelle Handhabungsvorgänge als solche ausgerichtet):

Insbesondere Risikobewertungen manueller Handhabungsvorgänge

Schnelle und einfache ergonomische Risikobewertung der manuellen Handhabung

Als Arbeitgeber verfügen Sie möglicherweise nicht über umfassende Kenntnisse in der Ergonomie und haben nur wenig Zeit, sich durch umfangreiche Dokumente zu arbeiten, um praktisch anwendbare Informationen zu extrahieren.

Glücklicherweise hat die norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde einige sehr einfache Tools für Arbeitgeber entwickelt. Hier finden Sie einfache und benutzerfreundliche Modelle dazu, wieviel Sie heben und bewegen, schieben und ziehen sollten. (Bitte beachten Sie, dass Sie die Modelle nicht sehen, wenn Sie schnell auf der Seite nach unten scrollen, sondern dass diese nur in Dropdown-Menüs erscheinen.)

Diese Modelle verwenden einen einfachen Farbcode (Rot bedeutet hohes Gesundheitsrisiko, Gelb bedeutet potenziell riskant und Grün bedeutet relativ sicher), um zu verdeutlichen, wie riskant eine bestimmte manuelle Handhabungsaufgabe ist.

Wenn die manuelle Handhabungsaufgabe in eine Risikozone fällt, wird empfohlen, weitere Risikobewertungen durchzuführen.

Umfassendere Risikobewertungen

Wenn Sie gründlich vorgehen möchten und sich etwas mehr Zeit für die Risikoanalyse nehmen möchten, stehen Ihnen umfangreichere Tools wie das Ausfüllen eines Bogens zur ergonomischen Risikobewertung zur Verfügung.

Diese ergonomischen Risikobewertungstools können von Sicherheits- und Gesundheitsexperten verwendet werden. Ihr Ursprung ist nicht norwegisch (deutsch bzw. britisch), aber die norwegische Arbeitsaufsichtsbehörde hat norwegische Versionen veröffentlicht, die für norwegische Risikobewertungsfachleute gedacht sind, z.B. für Mitarbeiter innerhalb von betrieblichen Gesundheitsdiensten/Bedriftshelsetjenesten (BHT).

KIM – Key Indicator Method (Schlüsselindikatormethode)
– zur Risikobeurteilung von Hebe-, Trage- und Haltetätigkeiten
Auch wenn die Hauptzielgruppe Fachleute sind, ist das Ausfüllen dieses Risikobewertungsbogens recht einfach.

Im Folgenden sind die einzelnen Schritte erklärt und beinhalten das Auswählen von:

  • Die Art der Hebetätigkeit (Heben, Halten oder Tragen), die Sie auswerten möchten, zusammen mit deren Häufigkeit (beim Heben), Dauer (beim Halten) oder Distanz (beim Tragen).

  • Der Belastungseffekt in kg für Männer oder Frauen

  • Arbeitshaltungen

  • Bedingungen der Arbeitsumgebung

Beim Ausfüllen des Bogens wird jedem Element ein Wert zugewiesen, welche zusammen einen Risikowert ergeben. Wenn die Risikobewertung irgendwo im gelben oder roten Bereich liegt, werden weitere Analysen und Korrekturmaßnahmen empfohlen.

KIM – Key Indicator Method (Schlüsselindikatormethode)
– zur Risikobeurteilung von Schiebe- und Zugtätigkeiten

Dieses Werkzeug funktioniert grundsätzlich auf die gleiche Weise wie das oben beschriebene, mit der Ausnahme, dass die folgenden Schritte unterschiedlich sind und sich auf das Schieben und Ziehen beziehen.

Beim Ausfüllen des Bewertungsbogens müssen Sie Folgendes auswählen:

  • Die Dauer der Transportaktivität (kurz oder lang) zusammen mit ihrer Häufigkeit (bei Kurzstrecken) oder der Gesamtstrecke (bei Langstrecken).
  • Das Lastgewicht und die Art des Transporthilfsmittels bei rollenden Lasten bzw. Lastgewicht bei gleitenden Lasten
  • Die Genauigkeit der Positionierung zusammen mit der Bewegungsgeschwindigkeit
  • Die Arbeitsposition
  • Die Bedingungen der Arbeitsumgebung

Die KIM-Methode wird von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und dem Landesausschuss für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (LASI) entwickelt.

MAC – Bewertungstabellen für manuelle Handhabung
– zum Heben und Bewegen- allein oder in Situationen mit mehreren Personen

Unserer Meinung nach ist das MAC-Tool etwas technischer und umfassender in der Anwendung als die KIM-Methode, funktioniert aber ansonsten auf sehr ähnliche Weise. Die Hebeaufgabe wird in Schritten mit unterschiedlichen Bewertungen je nach wahrgenommenem Risiko festgelegt. Am Ende werden alle Werte addiert und ergeben eine Gesamtrisikobewertung, die möglicherweise weitere Maßnahmen erfordert oder auch nicht.

Die auszuwertenden Schritte sind z.B.:

  • Gewicht und Häufigkeit
  • Hand-/Lastabstand von der Körpermitte
  • Vertikaler Hubweg
  • Mögliche Rumpfverdrehungen
  • Greifmöglichkeiten an der Last
  • Bodenbelag und andere Umweltfaktoren

Das MAC Tool wurde von der Gesundheits- und Sicherheitsbehörde (HSE) und dem Labor für Gesundheit und Sicherheit (HSL) in Großbritannien entwickelt.

Weitere Online-Links der norwegischen Arbeitsaufsichtsbehörde zum Thema manuelle Handhabung

Ressourcen zum manuellen Heben und Bewegen von Lasten und ergonomische Bewertungstools für Norwegen.

Haftungsausschluss

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