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Richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz
– Ergonomische Risikobewertungstools und Vorschriften zur manuellen Handhabung in Australien

Richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz kann komplexer sein, als auf den ersten Blick gedacht. Als Arbeitgeber müssen Sie zum Schutz Ihrer Mitarbeiter vor Unfällen und Verletzungen bei manuellen Handhabungsaufgaben die vielfältigen gesetzlichen Grundlagen kennen und Sie einhalten.

Diese Seite über ergonomische Risikobewertungswerkzeuge und Vorschriften zur manuellen Handhabung in Australien soll Ihnen einen Überblick über das Thema manuelle Handhabung geben, und Ihnen dabei helfen, die spezifischen Informationen zu finden, die Sie benötigen.

Auf dieser Seite erhalten Sie:

  • Eine kurze Einführung in die wichtigste zuständige Behörde sowie in die Gesetze, Vorschriften und Verhaltenskodizes zur manuellen Handhabung in Australien.
  • Einen kurzen Überblick über die typischen Risikofaktoren bei der manuellen Handhabung, um eine gefährliche manuelle Handhabungsaufgabe identifizieren zu können.
  • Links zu Tools zur ergonomischen Risikobewertung, damit Sie Ihre eigene ergonomische Risikobewertung durchführen können.
  • Alte Gewichtsgrenzen für das Heben (offenbar gibt es aktuell keine Höchstgewichtsgrenzen mehr dafür, wie viel Sie bei der Arbeit heben dürfen).

Behörden und Gesetze als Wegbereiter für richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz in Australien

In mancher Hinsicht kann die Funktionsweise der Sicherheits- und Gesundheitsgesetze in Australien und seinen Bundesstaaten und Territorien mit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten verglichen werden.

In Europa legt die EU die allgemeinen Rechtsvorschriften und Mindestsicherheitsanforderungen für die manuelle Handhabung fest, die die EU-Mitgliedstaaten befolgen und Wege finden müssen, sie in ihrem eigenen Land umzusetzen (z. B. durch die Schaffung eigener Tools zur ergonomischen Risikobewertung).

Den Mitgliedstaaten steht es jedoch weitgehend frei, zu entscheiden, wie sie die EU-Richtlinien einhalten, solange sie sich an den Gesamtrahmen halten. Jeder EU-Mitgliedsstaat ist für die Durchsetzung der Gesetze in seinem eigenen Land verantwortlich. (Lesen Sie hier mehr über die manuelle Handhabung in der EU).

In Australien gibt es durch dessen Aufbau als Commonwealth of Australia mit verschiedenen Bundesstaaten und Territorien eine vergleichbare Struktur. Allerdings haben diese Staaten und Territorien einen unterschiedlichen Regierungsstatus (einige sind selbstverwaltet, andere nicht), was bedeutet, dass das System in Australien etwas anders funktioniert als das der EU.

Schauen wir uns genauer an, was das bedeutet.

Der Richtlinienentwickler: SWA (Safe Work Australia)

Wenn es um Sicherheits- und Gesundheitspolitik geht, ist einer der wichtigsten Akteure in Australien die
SWA (Safe Work Australia), eine staatliche Körperschaft, die unter anderem für die Entwicklung nationaler Richtlinien und Strategien zuständig ist.

Obwohl die SWA für die Ausarbeitung von Richtlinien und Gesetzen verantwortlich ist, ist sie jedoch nicht für deren Durchsetzung oder die Beratung der Menschen bei der Umsetzung dieser Richtlinien verantwortlich. Diese Verantwortung liegt bei den einzelnen Staaten und Territorien. (Referenz)

Gesundheits- und Sicherheitsgesetze in Australien

Die SWA hat bereits 2011 sogenannte Muster-WHS-Gesetze entwickelt. Damit die Muster-WHS-Gesetze rechtsverbindlich sind, müssen das Commonwealth, die Staaten und Territorien sie separat als ihre eigenen Gesetze umsetzen.

Die Muster-WHS-Gesetze umfassen mehrere verschiedene Elemente: Gesetze, Verordnungen, Verhaltenskodizes. Wie bereits erwähnt, gelten diese Elemente nicht automatisch in einer Gerichtsbarkeit – sie müssen in der jeweiligen Gerichtsbarkeit verabschiedet (Gesetz), erlassen (Verordnungen) oder genehmigt (Verhaltenskodizes) werden.

Um also zu sehen, ob eines dieser Elemente auf Ihr Unternehmen zutrifft, müssen Sie sich an Ihren eigenen Bundesstaat oder Ihr eigenes Territorium wenden, um zu erfahren, was dort akzeptiert/erlassen wurde.

Die Muster-WHS-Gesetze und die manuelle Handhabung

Wie bereits erwähnt, umfassen die Muster-WHS-Gesetze mehrere Elemente.

Zu den Elementen gehören:

Das Muster WHS Gesetz

Der Zweck des Muster-WHS-Gesetzes besteht darin, einen Gesamtrahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer bereitzustellen, einschließlich der Verpflichtung von Arbeitgebern, Risiken zu beseitigen oder zu reduzieren. Dieses Gesetz wird in den meisten Gerichtsbarkeiten umgesetzt, ist jedoch für das spezifische Thema der manuellen Handhabung nicht besonders relevant

Die Muster-WHS-Verordnung

Der Zweck der Muster-WHS-Verordnung besteht darin, zu beschreiben, welche Anforderungen erforderlich sind, um den im Muster-WHS-Gesetz festgelegten Verantwortlichkeiten gerecht zu werden. Von Interesse ist hier die Verantwortung des Arbeitgebers, wenn Arbeitnehmer manuelle Handhabungsaufgaben ausführen. Wir werden uns gleich mit diesen Verantwortlichkeiten befassen.

Die Muster-Verhaltenskodizes

Der Zweck der Muster-Verhaltenskodizes besteht darin, praktische Richtlinien für die Einhaltung des Gesetzes und der Vorschriften bereitzustellen. In Kürze werfen wir einen genaueren Blick auf den Verhaltenskodex „Gefährliche manuellen Aufgaben“, welcher detailliert beschreibt, was Sie als Arbeitgeber tun müssen, wenn in Ihrem Unternehmen manuelle Handhabungsaufgaben ausgeführt werden und wie Sie richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz gewährleisten können.

Wenn es also um die Pflichten und Vorgehensweisen des Arbeitgebers im Bereich manuelle Handhabung geht, sind Folgende Elemente ausschlaggebend: 

  • Die Muster-WHS-Verordnungen und
  • Die Muster-Verhaltenskodizes

Die Pflichten des Arbeitgebers in den Muster-WHS-Verordnungen

Die Muster-WHS-Verordnungen geben vor, dass es in der Verantwortung eines Arbeitgebers liegt, alle Risiken für Sicherheit und Gesundheit anzugehen, die mit einer manuellen Handhabungsaufgabe verbunden sind. Von besonderer Aufmerksamkeit ist hierbei das Risiko von MSE: Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Kurz gesagt bedeutet das folgende Verantwortlichkeiten für den Arbeitgeber:

  • Identifizieren Sie potenzielle Gefahren (einschließlich ergonomischer Gefahren)
  • Verwalten Sie die Risiken im Hinblick auf deren Beseitigung oder Minimierung.

Wenn der Arbeitgeber das Risiko nicht beseitigen kann (wenn es nicht „vernünftigerweise durchführbar“ ist), muss der Arbeitgeber Kontrollmaßnahmen ergreifen und die Risiken minimieren.

Der Arbeitgeber muss sich auch aller Faktoren, die zu Muskel-Skelett-Erkrankungen beitragen können, bewusst sein und darauf achten, wie beispielsweise:

  • „Körperhaltungen, Bewegungen, Kräfte und Vibration“
  • „Dauer und Häufigkeit der gefährlichen manuellen Tätigkeit“
  • „Umgebungsbedingungen am Arbeitsplatz, die sich auf die gefährliche manuelle Tätigkeit oder den sie ausführenden Arbeitnehmer auswirken können“

Für richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz sind ergonomische Risikobewertungstools unerlässlich

Risikomanagementprozess für manuelle Handhabungsaufgaben, Australien.

Um der Verantwortung als Arbeitgeber nachzukommen, sind ergonomische Risikobewertungsinstrumente (oder andere Bewertungsinstrumente) ein wichtiges Element. Sie tragen maßgeblich dazu bei, zu gewährleisten, dass die manuellen Handhabungsaufgaben kein Risiko für MSE für Arbeitnehmer darstellen.

Im oben bereits erwähnten „Gefährliche manuelle Arbeiten. Ein Verhaltenskodex“ erhalten Sie eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Risikobewertung manueller Aufgaben am Arbeitsplatz.

Sie erfahren, wie Sie:

  • riskante manuelle Handhabungsvorgänge identifizieren (Was sind die Risikofaktoren und Warnzeichen?)
  • das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen bewerten (wie beurteilt man, ob eine manuelle Handhabungsaufgabe ein Risiko darstellt oder nicht)?
  • Risiken eliminieren und reduzieren (welche möglichen Kontrollmaßnahmen sind möglich?)
  • die Kontrollmaßnahmen überprüfen (funktionieren sie wie geplant und schützen sie die Arbeitnehmer?)

Identifizieren eines riskanten manuellen Handhabungsvorgangs als Voraussetzung für richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz

Im Verhaltenskodex für gefährliche manuelle Aufgaben werden fünf Faktoren als Merkmale einer „gefährlichen manuellen Aufgabe“, die mit dem Potenzial zur Entstehung von Muskel-Skelett-Erkrankungen verbunden ist, genannt:

  1. Die Anwendung von Kraft, die anhaltend und wiederholt ist. Wenn die aufrechterhaltene Kraft länger als 30 Sekunden am Stück gehalten und wenn die Kraft wiederholt wird (mehr als zweimal pro Minute ausgeübt wird), muss das Konzept der „Dauer“ berücksichtigt werden. Wird der Schwellenwert für Dauer und Wiederholung überschritten, so darf die Tätigkeit nicht länger als höchstens zwei Stunden pro Arbeitstagschicht bzw. nicht länger als 30 Minuten am Stück dauern.
  2. Die Anwendung plötzlicher oder großer Kraft
  3. Wiederholte Bewegungen.
  4. Ungünstige und anhaltende Körperhaltungen (z.B. das Beugen des Kopfes um mehr als 20 Grad nach vorne oder zur Seite, das Beugen des Rückens um mehr als 20 Grad nach vorne oder zur Seite, das Verdrehen des Rückens um mehr als 20 Grad usw.)
  5. Vibrationseinwirkung

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Gestaltung und Umgebung des Arbeitsbereichs (Temperatur: nicht zu kalt oder zu warm, Bodenbelag: eben, nicht rutschig, ausreichende Beleuchtung usw.)
  • Ladungseigenschaften: Gewicht (nicht zu schwer), Form (nicht zu unhandlich), Greiffähigkeit (guter Halt der Last) usw.
  • Das Arbeitssystem: genügend Pausen, vom Arbeitnehmer festgelegtes Arbeitstempo, Fähigkeiten zur risikofreien Ausführung der Aufgabe, Anleitung zum ergonomisch richtigen Heben und Tragen der Last

Ansonsten sollte man einfach darauf achten, ob die Aufgabe schwierig und ermüdend ist oder Unbehagen bereitet.

Mit folgendem Beispiel für ergonomische Risikobewertungstools können Sie Ihre eigene Bewertung durchführen und so überprüfen, ob Sie Ihren Arbeitnehmern bereits jetzt richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz ermöglichen:
Sehen Sie sich Anhang D an: Arbeitsblatt zur Risikobewertung

Gewichtsbeschränkungen für das Heben am Arbeitsplatz in Australien

Leider haben wir trotz intensiver Recherche keine aktuell gültigen Beschränkungen gefunden, wie viel eine Person bei der Arbeit heben darf (und auch keine Kraftbegrenzungen für das Schieben und Ziehen).

Dem Anschein nach gab es früher einige Richtlinien für das maximale Gewicht einer Last, die bei der Arbeit gehoben werden sollte. Mittlerweile hat man jedoch erkannt, dass solche Gewichtsgrenzen irreführend sein können, da Menschen über sehr unterschiedliche körperliche Fähigkeiten verfügen.

Stattdessen hat sich der Schwerpunkt nun auf die Verwendung ergonomischer Risikobewertungstools als präzisere Methode verlagert, weshalb in „Gefährliche manuelle Arbeiten. Ein Verhaltenskodex“ (soweit wir sehen können) keine Gewichtsbeschränkungen für das Heben existieren.

Im alten National Code of Practice for Manual Handling [NOHSC:2005(1990)], galten jedoch folgende Richtlinien für das maximal zu hebende Gewicht:

  • Heben Sie in sitzender Position nicht mehr als 4,5 kg
  • Beachten Sie beim Heben von mehr als 16 kg, dass das Verletzungsrisiko (MSE) steigt
  • Niemand sollte manuell mehr als 55 kg heben

Weitere Online-Ressourcen zum Umgang mit manuellen Handhabungsaufgaben in Australien

Online-Ressourcen für richtiges Heben und Tragen am Arbeitsplatz und ergonomische Risikobewertungstools für Australien.

Besonderer Urheberrechtshinweis

Diese Seite enthält reproduzierte Informationen, die von Safe Work Australia erstellt wurden und unter der Creative Commons Attribution-Noncommercial 3.0 Australia Lizenz lizensiert sind. Dieser Hinweis gilt für die Abbildung „Anhang A – Der Risikomanagementprozess für manuelle Aufgaben“ aus der Veröffentlichung „Gefährliche manuelle Arbeiten. Ein Verhaltenskodex“.

Haftungsausschluss

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Weitere Seiten zu manuellen Handhabungsvorschriften

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